Mängelbeseitigung an der Rettungswache

Nur mal fix was reparieren! – ein Bericht aus dem Bau- und Planungsausschuss

Haus- und Grundstückbesitzer können ein Lied davon singen. Eigentlich will man nur mal eben eine Kleinigkeit reparieren. Fix angefangen, dann genauer hingeschaut und – du meine Güte, was ist denn das!? Aus der Kleinigkeit erwächst schlussendlich eine veritable Baumaßnahme.

Genauso erging es uns bei der Rettungswache DLRG am Südstrand.

Nachdem der Einbruchschutz am Nordfenster des Souterrains montiert war, mussten wir feststellen, dass der Außenputz der linken Fensterlaibung [1] aufgeplatzt war und hohl lag.

Empfohlene Gegenmaßnahme: – Putz abkloppen und neu aufbringen!

Aber warum löst sich der Außenputz an der linken Fensterlaibung ab und auf der rechten Fensterseite nicht?

Der eine oder andere Bauaffine wird sich schon richtig denken: „Ist doch klar, die Wand ist feucht. Wenn dann von außen der Frost eindringt, dann macht es halt „Peng“ und der Putz einschließlich Teile des Mauerwerks werden abgesprengt. So ist halt die Natur!“

Aber woher kommt denn die Feuchtigkeit und dringt in das Mauerwerk? Ist doch alles drainiert worden, damals, vor längerer Zeit!

Die Feuchtigkeit kann ja eigentlich nur aus dem Bodenbereich hinter den beiden schräg stehenden Stahlbeton L-Profilen [3], dem „Blumenkasten“ kommen. Und gleichzeitig fragt sich nicht nur der Laie: „Wozu um alles in der Welt hat man denn dieses Ding vor Hauswand und Stützwand gebaut und mit Boden wieder aufgefüllt. Die vorgesetzte Konstruktion ist weder ein architektonisches Highlight noch ist sie in irgendeiner Weise von Nöten. Es sei denn……..

Unsere Gemeindearbeiter hatten rasch vor der linken Stützwand herunter gegraben. Sie sollten nachschauen, wie weit denn die Stützwandelemente, sogenannte L-Profile [4] in den Boden hinabreichen. Das Ergebnis: Die Stahlbetonelemente reichten lediglich bis zur halben Fensterhöhe hinunter und nicht bis zur Sohle, so wie es sein sollte. Sie waren zu kurz.

Damit stand fest, dass dieser vorgebaute „Blumenkasten“ tatsächlich erforderlich ist. Ohne ihn kippt die linke Stützwand um. Diese Vorgehensweise nennt man wohl von alters her „wer nicht pfuscht, ist kein Fachmann“. Anders ausgedrückt, das ist ein gravierender Baumangel. Es sei denn, ein Bauherr hat so etwas Abgedrehtes ausdrücklich bestellt, aber wenn ja, warum nur?

Allerdings erklärt die sehr individuelle Bauausführung immer noch nicht, woher das Wasser kam, das die Wände durchfeuchtete. Um das zu klären musste der Boden auf unserem „Blumenkasten“ zunächst abgetragen und dann tiefer ausgehoben werden; aber mit der gebotenen Vorsicht, um nicht die Standsicherheit der Stützwand zu gefährden.

Unsere Gemeindearbeiter haben in der Enge dieser „Sonderkonstruktion“ dann hervorragende Arbeit geleistet. Sie stellten fest, dass nicht nur die Stützwandelemente dort alle zu kurz sind, sondern außerdem ein Element fehlt. Da ist es schon fast nebensächlich, dass auch die vormals bestehende Blitzschutzleitung in dem „Blumenkübel“ durchtrennt und nicht wieder angeschlossen war.

Das fehlende L-Profil hätte vor Kopf eingebaut sein müssen [2], zwischen Stützwand und der Hauswand. Dieser ca. 40cm breite Schlitz liegt von oben bis zur Sohle vollständig frei. Na, nicht ganz, ein 50cm hohes Betonelement, das kunstvoll mit einer Stahllasche und Schraube an seinem Nachbarelement angeschlossen war, gab es da noch. In Fachkreisen nennt man diese Art der Befestigung „Siemens Lufthaken“. Eine rein kosmetische Ausführungsvariante ohne sinnhafte konstruktive Funktion. Aber jetzt wissen wir auch, wo das Wasser herkam. Es war Oberflächenwasser. Bei Regen sammelte sich das Wasser vor der Längsseite, der Nordostseite des Gebäudes, und sollte, so der Plan, an der Kellerwand ca. 2,5m nach unten bis zur Kellersohle durchsickern und dort mit einer Drainage abgeführt werden. Tatsächlich aber nahm ein Teil des Wassers nicht seinen vorgezeichneten Weg. Es floss einfach an dem Kopfelement [2] unten hindurch und wurde in dem „Blumen¬kübel“ aufgefangen. Dort hatte es Zeit genug, langsam in die Hauswand einzudringen und auch über den Außenputz den „Kübel“ zu verlassen, mit den uns bekannten schädigenden Folgen.

Eine sachgerechte Mängelbeseitigung hätte nun erfordert, die zu kurzen L-Profile [4] durch neue und längere Stahlbetonelemente zu ersetzt, zudem ein ebenso langes zusätzliches Element vor Kopf als Abschluss einzubauen. Eine schwierige und sehr teure Nachbesserung mit aufwändigen Erdbau- und Sicherungsarbeiten.

Wir wählten die zweitbeste Lösung, fingen stattdessen das Oberflächenwasser oberflächennah auf und führten es direkt ab, so dass es nicht mehr seitlich in unseren „Blumenkübel“ eindringen kann. Der muss uns leider aus statischen Gründen erhalten bleiben.

Noch immer ist uns nicht klar geworden, warum die linke Stützwand außerhalb der Flucht der Hauswand fortgeführt wurde. Wozu dient der Versatz von rund 40cm? Oder weiß das jemand von Ihnen?

Die Tatsache, dass bei den Stößen der Stahlbetonelemente und im Übergangsbereich von Stahlbetonwand zur Hauswand keinerlei konstruktives Dichtungselement gegen Feuchtigkeit eingebaut wurde, zeigt zudem eindrucksvoll, mit welchen defizitären Kenntnissen, aber umso mehr Gottvertrauen, die seinerzeit am Bau Beteiligten ihr Werk ausführten – „wird schon gutgehen“ oder vielleicht doch eher „merkt doch keiner“!

So ist das also, wenn man nur mal eben eine Kleinigkeit ausbessern will.

Für die zügige Arbeit bei der Nachbesserung der mangelhaften Maßnahmen aus dem Jahr 2004 möchten wir uns bei den beteiligten Helfern bedanken:

  • bei Maurermeister Grünwald, der auf Abruf zur Verfügung stand und es geschafft hat, ohne Demontage des angeschweißten Fenstergitters und bei sehr beengten Platz- und Arbeitsverhältnissen eine perfekte Arbeit abzuliefern,
  • bei der Tim Pfrommer GmbH Barsbüttel, die 30 Minuten nach dem Anruf um Hilfe nicht nur vor Ort war, sondern bereits mit der Reparatur an der Blitzschutzanlage begonnen hatte und
  • bei unseren 3 Gemeindearbeiter, denen kein Blumenkasten zu eng war und die auch Ruck-Zuck noch fix eine Absturzsicherung auf die Stützwand montierten und so die Müllcontainer jetzt ohne Absturzgefahr benutzt werden können.

Dr.-Ing. Gerhard Iwan (Vorsitzender des Bau- und Planungsausschusses)

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